Hier zeigen wir einen Rückblick auf die erfolgreiche Ausstellungstätigkeit seit 1997.
Die Historie: KölnSkulptur #4–10
ÜberNatur – Natural Takeover
Kurator: Tobias Berger
Der Skulpturenpark Köln ist ein besonderer Ausstellungspark, an dem die einstmals von Michael und Eleonore Stoffel zusammengetragene Sammlung gemeinsam mit Leihgaben vergangener KölnSkulptur-Ausgaben präsentiert wird.
Alle zwei Jahre ergänzen wechselnde Kurator:innen den Parkbestand um neue Arbeiten, die zum Großteil speziell für die Ausstellung konzipiert werden. Der Skulpturenpark Köln ist ein interessanter Hybrid aus Dauer- und temporärer Gruppenausstellung. ÜberNatur – Natural Takeover ist die inzwischen 10. Ausgabe der KölnSkulptur. Inspiriert von der Lage des öffentlichen Parks zwischen Rhein, Kölner Zoo, Flora und Botanischem Garten wurden diesmal Arbeiten in Auftrag gegeben, die sich mit dem Thema Natur auseinandersetzen und auf diese Weise mit ihrer Umgebung korrespondieren.
Lois Weinbergers Spur (2015) kann als Fundament für die diesjährige Ausstellung betrachtet werden. Bei der für die KölnSkulptur #8 in Auftrag gegebenen Arbeit handelt es sich um eine sechzig Meter lange, durch den Park geschlagene Schneise, in der nach und nach ein Ökosystem aus (Unkraut-)Pflanzen und Tieren entstanden ist. Die Schneise ist ein Einschnitt in die Parklandschaft und fragt nach den Bezügen zwischen artifizieller Planung und natürlicher Pflanzung. Das Oszillieren zwischen „Natürlichkeit“ und „Künstlichkeit“ und die Infragestellung dieser gegensätzlichen, ohnehin vagen und wechselhaften Begriffe bildete den Ausgangspunkt für Überlegungen darüber, welche Kunstwerke für die KölnSkulptur #10 ausgeliehen oder in Auftrag gegeben werden sollten. Die aktuelle Ausgabe betont den „Park“ im „Skulpturenpark“ sowohl als konkrete Örtlichkeit, als auch im Hinblick auf die wachsende Sorge um den Platz des Menschen in einem größeren ökologischen Kontext, in dem Menschen, Tiere und Pflanzen in mannigfachen Zusammenhängen und vor dem Hintergrund der Umwelt- beziehungsweise Klimakrise koexistieren.
KölnSkulptur #10 öffnet inmitten einer verheerenden globalen Pandemie, die durch den seltenen Übersprung eines Virus von einem Tier auf den Menschen ausgelöst wurde. Durch die immer stärkere Vernetzung der Welt konnte sich das Virus millionenfach verbreiten. Die „neue Normalität“, mit der wir durch die Pandemie konfrontiert sind, lässt uns die Welt mit anderen Augen betrachten. Kunst und Kunstausstellungen sind davon nicht ausgenommen. Es kommt jetzt darauf an, das gesellschaftliche Bewusstsein für die globalen Folgen des wirtschaftlichen Wachstumsstrebens und dessen Auswirkungen auf die Umwelt zu schärfen. Gleichzeitig geht es darum, sich wieder auf die visionäre Kraft der Kunst und ihre Fähigkeit zu besinnen, Neues zu denken und neue Sinn-Formen zu erschließen, vor allem solche, die von Logiken der Nützlichkeit und Effizienz unberührt sind.
ÜberNatur – Natural Takeover hinterfragt die Monumentalität von Außenskulpturen. Die Ausstellung changiert zwischen klein- und großformatigen Exponaten. Bei der kleinsten Arbeit von Ayşe Erkmen handelt es sich um eine Nachbildung der letzten hawaiianischen Baumschnecke, die Lonely George genannt wurde und 2019 starb, nachdem Wissenschaftler:innen vierzehn Jahre lang erfolglos versucht hatten, eine Partnerin für den Gastropoden zu finden. Bei der größten Arbeit von Dane Mitchell handelt es sich um zwei künstliche Bäume, die zur Tarnung von Funkmasten und Überwachungstechnologien in China massenproduziert werden. Sie wurden von der letztjährigen Biennale in Venedig, wo sie als Beitrag des Neuseeländischen Pavillons zu sehen waren, nach Köln gebracht.
Neben diesen beiden Arbeiten können Besucher:innen fünf weitere Werke erleben, die grundlegende Fragen der Geburt, des Entstehens, des Wachstums und des Verfalls berühren. Dabei werden verschiedene Stränge unterschiedlicher Ebenen miteinander verwoben, um vielfältige Verbindungen zu schaffen.
Im Zentrum der „neuen Normalität“ steht das Bedürfnis zu kommunizieren, verstanden zu werden und zu verhandeln. Mary Bauermeisters Skulptur Rübezahl kann als Mittelangesehen werden. Die Arbeit bietet den Besucher:innen einen Ort zum Nachdenken und Sichversenken und öffnet einen Raum, an dem die Natur übernimmt.
Tobias Berger
Kurator der Ausstellung KölnSkulptur #10
La Fin de Babylone. Mich wundert, dass ich so fröhlich bin!
Kurator: Chus Martínez
Die Ausgabe von KölnSkulptur #9 ist eine ganz besondere, da der Skulpturenpark Köln seinen 20. Geburtstag feiert. Unter dem Titel La Fin de Babylone. Mich wundert, dass ich so fröhlich bin! wurde diese Ausgabe von Chus Martínez kuratiert. Dazu sind acht künstlerische Arbeiten neu produziert worden. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Erinnern Sie sich an die Märchen aus Tausendundeiner Nacht? Seit ihrer Übersetzung durch Antoine Galland aus dem Arabischen ins Französische zu Beginn des 18. Jahrhunderts haben diese Geschichten die Fantasie angeregt. In der Nacht des 8. Mai 1709 vermerkt Galland in seinem Tagebuch eine außergewöhnliche Geschichte, die ihm ein syrischer Kaufmann erzählt hatte: die Geschichte von Aladin und seiner Wunderlampe. Die Nacht damals verlief dramatisch, geprägt von Gewaltaufständen wegen Nahrungsknappheit. Hanna Diyab war ein syrischer Handelsreisender, der just um jene Zeit in Paris eintraf und einige dieser finsteren Nächte in wahrhafte Erzählstunden verwandelte. Auf diese Weise beeinflusste er auch das Schicksal eines Buches – „Tausendundeine Nacht“ – denn die Geschichten, die er erzählte, wurden der Übersetzung beigefügt und als Literatur zum Welterbe. Gewiss wäre es unzutreffend, vergliche man die neu entstandenen Arbeiten für die 9. Ausgabe der Ausstellungsreihe KölnSkulptur mit diesen Erzählungen. Doch den Park selbst darf man sich sehr wohl als besonders geeigneten Ort für die Kräfte der Fiktion vorstellen. Gleich der Scheherazade, dieser schlauen jungen Frau, die dem Sultan jede Nacht eine Geschichte erzählt, um zu überleben, so ist auch der Skulpturenpark Köln durch alle seine Ausgaben hindurch diese fortwährende Stimme, die uns die Möglichkeiten in Erinnerung ruft, die wir noch besitzen, um zu überleben – und dies tut durch die Mittel der Kunst.
Der Skulpturenpark Köln ist in seiner räumlichen Ausdehnung nicht riesig, dennoch besitzt er enorme Bedeutung. Die letzten zwei Jahrzehnte hindurch war er Ort, Schauplatz und Heimat der Werke, die für ihn, für Sie, geschaffen wurden. Der Titel der diesjährigen Ausgabe lautet La Fin de Babylone und bezieht sich auf den Traum eines Neuanfangs der Kultur und damit der Gesellschaft. Derartiges gibt es nicht – und gibt es doch. Einerseits müssen wir das Leben nehmen wie es ist, die Umstände sind schwer zu verändern und unsere Einflussmöglichkeiten bleiben beschränkt. Es gibt Zeiten, wo wir meinen, in der Vergangenheit sei es besser gewesen, und andere Zeiten, die wir als voller Möglichkeiten und Offenheit begreifen. Den Unterschied zwischen diesen beiden Wahrnehmungen bestimmt die Art und Weise, wie wir unsere vergleichsweise Unwichtigkeit betrachten. Oh! Sie können einwenden, es läge an der Ökonomie. Doch selbst wenn die Wirtschaft floriert, ist nicht garantiert, dass eine soziale Umgebung geschaffen ist, in der wir uns als bedeutsam für andere erfahren, in der wir das Gefühl haben, Einfluss auf die Gemeinschaft nehmen zu können, am Verlauf der Ereignisse teilzuhaben oder diese gar zu feiern … An dieser Stelle biete ich eine totale Übertreibung: Man stelle sich vor, dass die Produktion dieser acht neuen, ortsspezifischen Werke, die sich zu den bereits bestehenden auf diesem Gelände hinzugesellen, der Schlüssel für den Beginn einer neuen Welt ist. Ich fordere Sie daher nicht nur dazu auf, diesen Park zu durchstreifen und die unterschiedlichen Werke zu entdecken, sondern ich wünsche mir, dass Sie deren Existenz als Wunder betrachten, das die Ordnung der Welt beeinflussen kann. Das ist übertrieben, denn so ist Kunst.
Darum zum zweiten Teil des Titels: Mich wundert, dass ich so fröhlich bin! Dieser Satz, voller gesundem Humor, bezieht sich nicht auf uns, sondern auf jene Anstrengungen, die Kunst stets unternimmt, um jedes Mal, wenn sie geschieht, großartig zu sein. Kunst und Künstler:innen sind es, die den Einsatz wagen, die sichtbar werden lassen, dass es tatsächlich wert ist einzugreifen, und die für den Park Beiträge geben, die nicht bloß für ein Stück Land bestimmt sind, sondern für eine ganze Welt. Diese notwendige „Übertreibung“ ist es, die motiviert, über Möglichkeiten der Einflussnahme nachzudenken, was einfach und komplex zugleich ist. Das mag der Grund dafür sein, dass die unterschiedlichen Arbeiten dieser Ausgabe eher nicht-monumental sind. Sie verkörpern ja bereits den enormen Versuch, die Wirklichkeit zu beeinflussen und uns auf eine Weise zu berühren, in welcher jedes Stückchen Skeptizismus oder Zynismus gegenüber der Bedeutung von Kunst zum Verschwinden gebracht wird. Haben wir uns erst der Last des Zweifels entledigt, werden wir alle eine neue Freude erfahren.
Chus Martínez
Kuratorin der Ausstellung KölnSkulptur #9
Kurator: Thomas D. Trummer
KölnSkulptur ist eine Ausstellungsreihe, die in biennalem Rhythmus im Skulpturenpark Köln stattfindet und von den Gründern des Parks, Dr. Michael und Dr. Eleonore Stoffel, ins Leben gerufen worden ist. KölnSkulptur #8, die achte Neuinszenierung, ist von Juni 2015 an zu sehen. Eingefasst von stark frequentierten Durchgangsstraßen, besetzt der Skulpturenpark Köln ein Gelände, das zugleich ruhige Enklave und urbane Peripherie, gepflegter Park und Niemandsland ist. Diese räumliche Spannung griff der Kurator der aktuellen Ausstellung, Thomas D. Trummer, bei seiner Künstlerauswahl auf. Sieben neue Arbeiten sind zu sehen, fünf davon wurden in Auftrag gegeben. Allen gemeinsam ist die Idee der Einfassung bzw. ihres Gegenteils, der Ausgrenzung. Die unverrückbare, trotzige Gegenwart dieser Monumente soll anregen, über gegenwärtige politische Entwicklungen in Deutschland und Europa nachzudenken. Sie wirken als Blicksperren, stehen thematisch für Widerstand, Arbeit und Migration, für Wanderung und Weigerung.
„Skulpturen sind widerständige Setzungen und keine Schmuckinseln.“
Thomas D. Trummer
Der US-amerikanische Konzeptkünstler Tom Burr zeigt in den Rasen gesetzte, verspiegelte Screens. Es entsteht ein Wald aus verdunkelten, reflektierenden und verzerrenden Oberflächen. Lois Weinberger, aus Tirol gebürtig, zieht eine Schneise durch den Park. Sie ist Riss und Kerbe, zugleich Trasse für einwandernde Pflanzen. Das Kunstkollektiv Slavs and Tatars beschäftigt sich mit der Migration von Sprache und der gemeinsamen Wurzel abrahamitischer Religionen, indem es eine riesige Gebetskette aus dem Boden ragen lässt. Amalia Ulman, gebürtig aus Buenos Aires, zeigt einen Rollstuhl, der den kleinen Drahtgeflechten nachgebildet ist, die lateinamerikanische Migranten in ihrer neuen Heimat Kalifornien feilbieten. Dazu läuft ein Tonband mit der Stimme der Künstlerin. Die aus Belgien stammende Edith Dekyndt arbeitet mit ephemeren Erscheinungen wie Wind, Wetter und Gezeiten. Sie hat die stählernen Eingangstore des Skulpturenparks mit Kupfer verkleidet. Witterungseinflüsse werden das Kupfer allmählich mit grüner Patina überziehen und es so der umgebenden Natur angleichen. Santiago Sierra, in Madrid ansässig, zeigt einen riesenhaften, schwarzen Kubus aus Beton. An einer Außenseite stehen in Metallziffern die Arbeitsstunden, die zu seiner Herstellung nötig waren. Der mächtige Block ist wie eine makellose Kaaba, die von Entbehrung, Arbeit und Ausbeutung erzählt. Matt Mullican, der in Berlin lebende US-Künstler, bringt sein enzyklopädisches Weltsystem auf zwei Bänken auf, die zum Sitzen, aber auch zum Entziffern einladen.
Einen Großteil des Werkbestandes beließ Thomas D. Trummer im Park, setzte jedoch mit Verschiebungen neue Akzente. Darunter sind die Arbeiten der beiden deutschen Künstler Ulrich Rückriem und Günther Förg.
Ulrich Rückriem ist ein Bildhauer, der in Köln und London wohnt. Er schneidet seine Skulpturen direkt im Steinbruch aus dem Fels und unterlässt jede weitere Bearbeitung. Die Bohrungen und Bruchlinien des Granits bleiben sichtbar. Ein Ensemble von vier Quadern ist nun zentral im Park positioniert. Günther Förg, der hauptsächlich als Maler und Grafiker wirkte, vergegenwärtigt mit seinem hoch aufragenden Bronzeguss die manuellen Spuren der Bearbeitung: Kerben, Bahnen, Knoten und Knetmassen. Das erinnert an die ursprünglich weiche und bearbeitbare Textur des Materials. Und doch stellt sich der Block als unüberwindliches Architekturelement dar. Er setzt sich als gestische Wand dem Besucher entgegen.
Thomas D. Trummer
Kurator der Ausstellung KölnSkulptur #8
Kurator: Dr. Friedrich Meschede
Die Neuinszenierung des Skulpturenpark Köln, die vom Mai 2013 bis zum Frühjahr 2015 zu sehen ist, muss vor dem Hintergrund der zurückliegenden KölnSkulptur #6 betrachtet werden, weil mit ihr größere Veränderungen stattgefunden hatten. Das Parkgelände wurde seither erweitert und zusätzliche Flächen sind entstanden, wodurch neue Blickachsen geschaffen wurden. Seit 2011 bestimmt ein offener Pavillon, die Garden Gallery, den Park und mit dieser Architektur des japanischen Architekten Sou Fujimoto hat der Park ein neues Wahrzeichen erhalten. Des Weiteren wurden durch die Arbeit von Florian Slotawa mit dem Titel Kölner Reihe Sammlungsschwerpunkte der Skulpturgeschichte des Skulpturenpark Köln aus dem Bestand in einen ungewöhnlichen wie überraschenden formalen Dialog zueinander gesetzt. Das Konzept von Florian Slotawa, die Zusammenstellung der sieben Werke der Kölner Reihe nur auf Zeit angelegt zu haben, erzwingt für KölnSkulptur #7 die Rückplatzierung der Werke an neue Standorte, an denen sie ihre autonome Präsenz erneut darstellen.
Vor diesem Hintergrund fügen sich die neuen Positionen in der Ausstellung KölnSkulptur #7 ein in die Tradition aller vorangegangenen Ausstellungen und sie geben mit den aktuellen Beiträgen eine zeitgenössische Strömung von Skulptur vor, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass Skulptur als Idee mit Verweischarakter auf die vorgefundene Situation verstanden wird. Der Skulpturenpark Köln wird in seiner Vielschichtigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven als Ort gedeutet, der den Besuchern Zeit anbietet, Zeit zum Verweilen und Momente der Betrachtung unterschiedlicher Materialen. So hat Karin Sander sieben Stellen gewählt, die mit einer kreisrunden Fläche aus Kunstrasen zum Sitzen einladen. Die Herstellerfirma bezeichnet die aus nahezu hundert Varianten von Sander bestimmte Sorte als Paradise 231 und dies gibt im Kontext des Parks einen weiten Bedeutungshorizont vor. Bethan Huws lässt eine mehrteilige Leiter gen Himmel aufrichten, die erst in ihrer funktionslosen Richtungslosigkeit die Assoziationen auf das Erklimmen von Träumen lenkt. Der ausgediente Strommast von Nina Canell erscheint wie die Ruine einer postmodernen Zeit, er erinnert an die Utopie jener Jahre, in denen sich noch niemand um Energieversorgung sorgen musste. Vor dem Hintergrund der Stadtsilhouette wird der Mast zu einem mahnenden Objekt, das zugleich die Botschaft übermittelt, hier im Park aus dem Netz geworfen zu sein. Ganz in der Nähe hat Susan Hiller ihre akustische Arbeit installieren lassen, die einst für eine Landesgartenschau entstanden ist und in der Mendelsche Erbgesetze der Botanik in eine Soundinstallation transformiert sind. Es scheint, als sei Édouard Manets berühmtes Gemälde Das Frühstück im Grünen aus dem Jahre 1863 nicht nur für Karin Sander, sondern auch für Alicja Kwade Bezugspunkt einer Idylle, die zum Allgemeingut geworden ist: Wie eine Sitzgruppe im Grünen sind die Rohlinge unterschiedlicher Gesteinsarten angeordnet worden, aus denen sitzende, liegende, stehende Figuren geschaffen werden könnten, eine Skulptur im Konjunktiv, die das alte Pygmalion-Thema als Prozess innerer Vorstellungskraft visualisiert. Auf verblüffende Weise gelingt es Klara Lidén eine solche Transformation vorzunehmen: An eben jener Stelle, wo sich die Container-Skulptur aus Stahl von Sofia Hultén befand, erscheint nun eine Hecke, geschnitten in den Umrissen eines Containers. Auf dem Weg dorthin zeigt die Bodenarbeit von Esther Kläs eine Skulptur aus gefärbtem Beton, deren Form offen lässt, ob es sich um einen möglichen Abdruck eines Körpers oder um eine gefäßartige Ausarbeitung eines Volumens handelt; auch hier ist die Unbestimmbarkeit des Ausdrucks Ziel der Form. Eine dreiteilige Arbeit von Lena Henke bezieht sich auf Graffiti-Fotografien von Brassaï. Die Arbeit mit dem Titel Elisabeth von Bettina Pousttchi zeigt Straßenpoller, die die Künstlerin in der Elisabethstraße in Berlin gefunden und zu einer neuen Komposition zusammen gestellt hat. Eines der vormaligen Wahrzeichen des Skulpturenparks Köln musste aus Sicherheitsgründen in ein Lager verbracht werden; den spektakulären Standort nutzt nun Cecilia Edefalk für eine Bronze, die mit der Camouflage eines Birken-Asts den Ort zu einer quasi archäologischen Stätte wandelt. Eine zweite Bronze im Zugangsbereich eines der drei Bunkergebäude, die den Skulpturenpark Köln bestimmen, spielt mit dieser Thematik inszenierter Orte. Auch die Gussformen der Skulptur von Tatiana Trouvé spielen mit der Tradition des Surrealismus. Ihre zu Volumen gegossenen Papiertüten in Verbindung mit in Bronze gegossenen Schuhen suggerieren die Abwesenheit von Figuren, die den Platz bestimmen. Die keramischen Formen von Nicola Schrudde suchen eine ähnliche Archaik in organischer Form, die durch ein miniaturisiertes Glashaus geschützt werden. Valerie Krause setzt ein horizontales Bild in einen Fensterausschnitt des Gartenpavillons von Sou Fujimoto, das einen nahen Horizont gegen den weiten Ausblick auf den Rhein in Beziehung setzt. Ein ungewöhnlicher Beitrag von Tamara Grcic schließlich lädt ganz neue Gäste zum Verweilen im Park ein. Sie hat Nistkästen für Sittiche hoch im Kronenbereich von zwei Platanen angebracht, um einerseits diesen Abkömmlingen des nahen Zoos eine neue Heimat anzubieten. Anderseits verleiht das grüne Federkleid dieser Vögel dem Park eine immer in Bewegung befindliche Farbigkeit, die beim Besuch des Parks und bei der Betrachtung der neuen Werke einen situativen Moment der Leichtigkeit erlebbar macht.
Friedrich Meschede
Kurator der Ausstellung KölnSkulptur #7
Kurator: Dr. Friedrich Meschede
Die Ausstellung KölnSkulptur #6 lässt den Park der Stiftung Skulpturenpark Köln in einer völlig neuen Sichtweite erscheinen: Das Parkgelände wurde erweitert und kann durch andere Blickachsen und Wegführung vielfältig erlebt werden. Im Zentrum der Neukonzeption steht ein Garten-Pavillon des japanischen Architekten Sou Fujimoto, der seiner Größe, Form und Ausrichtung nach einen Gegenpol zum neu zugänglichen Stiftungsgebäude darstellt. Diese Garden Gallery steht in der Tradition klassischer Park-Architekturen und wird zum Angelpunkt für die Werke, die sich bereits im Park befinden und mit Motiven der Architektur umgehen, wie die vorhandenen Skulpturen von Jorge Pardo, Heimo Zobernig oder Dan Graham. In dieser Ausrichtung von Skulptur, die von Architekturmotiven bestimmt ist, sind neue Arbeiten von Olaf Holzapfel und Bernard Voïta zu sehen.
Ein weiterer, zentraler Angelpunkt ist das Projekt von Florian Slotawa, der mit seinem Beitrag Kölner Reihe eine objektive Präsentation der Sammlungsbestände vorgenommen hat: Dem Kriterium ihrer Größe entsprechend geordnet, erscheinen sieben Werke des Parks, die als Wahrzeichen der Ursprungsidee Skulpturenpark zu verstehen sind, in einer Reihe aufgestellt. Damit werden die vormals dezentral verteilten Werke zu einer Ausstellung in der Ausstellung konzentriert und eröffnen einen unerwarteten Dialog über formale Zusammenhänge von Linien und Volumen untereinander. Die neuen Werke sind verbunden durch den Gedanken an Material und deren Bearbeitungsprozesse, wie es die im Park befindlichen Werke von Ulrich Rückriem vorgeben, Skulpturen, die minimalistische Formen mit einer Art Erzählung verbinden und sich als Prozess der Wahrnehmung entdecken lassen: Ein Findling, der von einem Fell bedeckt ist von Johannes Wald, ein monumentaler Baumstamm, der einer fremden Vegetation entstammt von Jimmie Durham, eine Terrakotta-Skulptur, die erst später ihre keramische Verfestigung erfahren wird von Katinka Bock, eine Sandsteinskulptur, die wie ein fossil-surreales Element wirkt von Peter Kamm, Fundstücke, die neu von Benedikt Terwiel verortet werden oder der Container von Sofia Hultén, der uns als abstraktes Volumen präsentiert wird. Wir gehen auf einen Baum zu, der uns von Mandla Reuter in den Weg gestellt wurde und können von einer Bank aus recyceltem Holz den Park überblicken, eine Sitzskulptur von Jochen Weber. Ein kristallin erscheinendes Objekt von Roland Gätzschmann stellt sich auf einem Tisch wie ein Stillleben dar. Schließlich werden mit den Beiträgen von Martin Boyce, Thomas Kiesewetter, Hubert Kiecol und Thomas Schütte neue Werke vorgestellt, die als autonom zu bezeichnen sind, aber auf ihre Weise thematisch auf ihren Standort im Park eingehen.
KölnSkulptur #6 will die Möglichkeiten eines überlieferten Themas anders definieren und sich dadurch selbst neu erfinden, sie hat vor allem das Ziel, den Betrachter zu einem verweilenden Schauen einzuladen, um sich im freien Bezugsfeld seiner Assoziationen die Sichtachsen als Erlebnis des eigenen Sehens zu erschließen. Skulptur ist die Kunst physischer Erfahrung im Raum von Raum.
Dr. Friedrich Meschede
Kurator der Ausstellung KölnSkulptur #6
Reality Check
Kurator: Dr. Renate Goldmann
Der Skulpturenpark Köln zeigt mit der Ausstellung KölnSkulptur #5 zahlreiche Außenskulpturen nationaler und internationaler Künstler und Künstlerinnen. Auf dem großzügigen Gelände zwischen Zoo und Rhein sind insgesamt 41 Werke zu sehen, davon handelt es sich bei 17 Skulpturen um Neuzugänge im Rahmen der neuen Ausstellung. Neben einem repräsentativen Blick auf Positionen zeitgenössischer Außenskulptur ermöglicht KölnSkulptur #5 – Reality Check den Besuchern eine Konfrontation mit der Realität des 21. Jahrhunderts und eröffnet damit nicht nur neue persönliche Sichtweisen, sondern auch spannende Diskussionsgrundlagen, die zum Austausch anregen.
Dr. Renate Goldmann
Kuratorin der Ausstellung KölnSkulptur #5
10 Jahre Skulpturenpark Köln
Kurator: Dr. Renate Goldmann
Im Rahmen der KölnSkulptur #4 feiert der Skulpturenpark Köln sein 10 jähriges Bestehen.
Die ersten Ausstellungen im Skulpturenpark Köln
Die ersten drei Ausstellungen wurden noch von einem Skulpturenausschuss kuratiert. Ab KölnSkulptur #4 wurden wechselnde Kuratoren und Kuratorinnen ernannt.
Kurator: Skulpturenausschuss
Der Skulpturenpark Köln zeigt mit KölnSkulptur #3 zahlreiche Außenskulpturen nationaler und internationaler Künstler und Künstlerinnen. Kuratiert wurde die Ausstellung von einem Skulpturenausschuss, dem Prof. Dr. Siegfried Gohr, Dr. Veit Loers, Dr. Eleonore Stoffel, Dr. Michael Stoffel und Prof. Dr. Armin Zweite angehörten.
Kurator: Skulpturenausschuss
Der Skulpturenpark Köln zeigt mit KölnSkulptur #2 zahlreiche Außenskulpturen nationaler und internationaler Künstler und Künstlerinnen. Kuratiert wurde die Ausstellung von einem Skulpturenausschuss, dem Dr. Veit Loers, Dr. Eleonore Stoffel, Dr. Michael Stoffel und Prof. Dr. Armin Zweite angehörten.
Kurator: Skulpturenausschuss
Der Skulpturenpark Köln zeigt mit KölnSkulptur #1 zahlreiche Außenskulpturen nationaler und internationaler Künstler und Künstlerinnen. Kuratiert wurde die Ausstellung von einem Skulpturenausschuss, dem Dr. Veit Loers, Dr. Eleonore Stoffel, Dr. Michael Stoffel und Prof. Dr. Armin Zweite angehörten.