Die Ausstellung KölnSkulptur #6 lässt den Park der Stiftung Skulpturenpark Köln in einer völlig neuen Sichtweite erscheinen: Das Parkgelände wurde erweitert und kann durch andere Blickachsen und Wegführung vielfältig erlebt werden. Im Zentrum der Neukonzeption steht ein Garten-Pavillon des japanischen Architekten Sou Fujimoto, der seiner Größe, Form und Ausrichtung nach einen Gegenpol zum neu zugänglichen Stiftungsgebäude darstellt. Diese Garden Gallery steht in der Tradition klassischer Park-Architekturen und wird zum Angelpunkt für die Werke, die sich bereits im Park befinden und mit Motiven der Architektur umgehen, wie die vorhandenen Skulpturen von Jorge Pardo, Heimo Zobernig oder Dan Graham. In dieser Ausrichtung von Skulptur, die von Architekturmotiven bestimmt ist, sind neue Arbeiten von Olaf Holzapfel und Bernard Voïta zu sehen.
Ein weiterer, zentraler Angelpunkt ist das Projekt von Florian Slotawa, der mit seinem Beitrag Kölner Reihe eine objektive Präsentation der Sammlungsbestände vorgenommen hat: Dem Kriterium ihrer Größe entsprechend geordnet, erscheinen sieben Werke des Parks, die als Wahrzeichen der Ursprungsidee Skulpturenpark zu verstehen sind, in einer Reihe aufgestellt. Damit werden die vormals dezentral verteilten Werke zu einer Ausstellung in der Ausstellung konzentriert und eröffnen einen unerwarteten Dialog über formale Zusammenhänge von Linien und Volumen untereinander. Die neuen Werke sind verbunden durch den Gedanken an Material und deren Bearbeitungsprozesse, wie es die im Park befindlichen Werke von Ulrich Rückriem vorgeben, Skulpturen, die minimalistische Formen mit einer Art Erzählung verbinden und sich als Prozess der Wahrnehmung entdecken lassen: Ein Findling, der von einem Fell bedeckt ist von Johannes Wald, ein monumentaler Baumstamm, der einer fremden Vegetation entstammt von Jimmie Durham, eine Terrakotta-Skulptur, die erst später ihre keramische Verfestigung erfahren wird von Katinka Bock, eine Sandsteinskulptur, die wie ein fossil-surreales Element wirkt von Peter Kamm, Fundstücke, die neu von Benedikt Terwiel verortet werden oder der Container von Sofia Hultén, der uns als abstraktes Volumen präsentiert wird. Wir gehen auf einen Baum zu, der uns von Mandla Reuter in den Weg gestellt wurde und können von einer Bank aus recyceltem Holz den Park überblicken, eine Sitzskulptur von Jochen Weber. Ein kristallin erscheinendes Objekt von Roland Gätzschmann stellt sich auf einem Tisch wie ein Stillleben dar. Schließlich werden mit den Beiträgen von Martin Boyce, Thomas Kiesewetter, Hubert Kiecol und Thomas Schütte neue Werke vorgestellt, die als autonom zu bezeichnen sind, aber auf ihre Weise thematisch auf ihren Standort im Park eingehen.
KölnSkulptur #6 will die Möglichkeiten eines überlieferten Themas anders definieren und sich dadurch selbst neu erfinden, sie hat vor allem das Ziel, den Betrachter zu einem verweilenden Schauen einzuladen, um sich im freien Bezugsfeld seiner Assoziationen die Sichtachsen als Erlebnis des eigenen Sehens zu erschließen. Skulptur ist die Kunst physischer Erfahrung im Raum von Raum.
Dr. Friedrich Meschede
Kurator der Ausstellung KölnSkulptur #6